Das GPS im Alltag

Ich besitze seit einigen Monaten ein Handy mit integriertem GPS-Empfänger von Nokia (GPS = «Global Positioning System», ein digitales Gerät zur geografischen Positionsfeststellung).
Person hält Kompass in die Luft. Im Hintergrund hat es Bäume und Berge.

Immer wieder träumte ich davon dank einem Gerät meine Wege endlich ohne fremde Hilfe bewältigen und unabhängig ans Ziel finden zu können. Leider blieb es aber bisher beim Traum. Dies liegt daran, dass die herkömmlichen Navigationsprogramme vor allem Karten mit optimalen Wegen für Fahrzeuge enthalten. Auch wenn man bei diesen Programmen den Fussgängermodus aktiviert, ändert das meistens nichts an der schlechten Fussgängerführung. Kommt noch hinzu, dass im Fussgängermodus die Navigationssprache stumm bleibt.

Es gibt aber seit einiger Zeit ein Programm namens Loadstone-GPS. Dieses Programm ist Opensource und wurde extra für Blinde entwickelt. Das Programm verfolgt ein einfaches, aber zugleich geniales Konzept. Man sucht sich von den Zielorten Koordinaten aus und speichert diese ab. Das Handy teilt einem danach mit, in welche Richtung sich der Punkt befindet und welche Entfernung zwischen mir und dem anvisierten Punkt liegt. Soweit genial, aber wenn ich am Telefon eine Adresse erhalte, wie das kürzlich der Fall war, kann ich ja nicht aus dem Zug direkt die Koordinaten ausfindig machen. Durch Zufall bin ich auf einen Workaround gestossen: Wenn man in Nokia Maps eine Adresse sucht, kann man sich diese Adresse auf der Karte anzeigen lassen. Klickt man mit dem Joystick des Telefons in die Mitte kann man unter Info die genauen Koordinaten ablesen. Man überträgt nun die Koordinaten ins Loadstone und Schwups, hat man eine gute Orientierungshilfe. Ein funktionierender Screen Reader für Symbian, wie Talks oder Mobilespeak ist natürlich eine Grundvoraussetzung um die erwähnten Programme als Blinder bedienen zu können.

Genau so habe ich gehandelt, als ich letzten Freitag eine Einladung erhielt. Ich solle doch ins griechische Restaurant am Falkenplatz in Bern, zum essen kommen. Die einzigen Anhaltspunkte waren der richtige Bahnhofausgang und eine Ampel. Ich verliess mich also voll auf meinen Stock und meinen Empfänger. Die Entfernung zum eingegebenen Punkt nahm immer mehr ab, also war ich zumindest in die richtige Richtung gelaufen. Plötzlich erklang das Signal und das Gerät teilte mir mit: «Ankunft in 10 Metern» ich lief weiter bis das Gerät sagte «Falkenplatz 5 Meter auf 6 Uhr.» Was bedeutet, dass das Ziel hinter mir lag. Ich drehte um, und als es wieder piepste, fragte ich eine Passantin, ob hier das von mir gesuchte Restaurant ist. «Ja, sie stehen direkt vor dem Athen», sagte sie mir.

Ich habe also wirklich mit Hilfe des GPS alleine an mein Ziel gefunden. Ich will aber trotzdem die Passanten ermutigen, weiterhin ihre Hilfe anzubieten, denn leider kommt es oft vor, dass man lange Zeit kein Signal hat, oder die Batterie leer ist. Zudem machen auch blinde Menschen gerne neue Bekanntschaften. 🙂 Man muss zudem eine Ungenauigkeit von ungefähr 16 Metern in Kauf nehmen, was auch die eine oder andere Überraschung in sich birgt.

2 Kommentare zu “Das GPS im Alltag

  1. Externe GPS-Empfänger haben eine bessere Genauigkeit und schnellere signal Aquirierung als integrierte, da sie einen aktuelleren Chipsatz verwenden.
    So ist bei besten Verhältnissen eine Genauigkeit von 7 Meter und eine Aquirierung des Signals von 30 Sekunden möglich.
    In dicht besiedelten Städten sind die Verhältnisse schlechter.

    Das Tolle an Loadstone ist, dass man die selbst eingetragenen Koordinaten allen Nutzern zur Verfügung stellen kann.
    Es gibt neuerdings ein Tool, mit dem man unterwegs via Internet Koordinaten direkt in Loadstone hinzufügen kann.

    For those who want to Geocode on the phone and have Nokia’s ZIP manager installed, point your phone’s browser to:
    http://www.loadstone-gps.com/tools/geocoder/web.php
    fill out the search form and hit ’submit›. Check the results on the next page and select the download link. When the ZIP manager kicks in press function key1 and select ‹extract›. Store the file in other/loadstone/import-export and close the ZIP manager and the browser. In the Loadstone program you can import the point in the current database.

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